Die Dollar-Strukis bleiben ein heisses Thema innerhalb der Grossbank. Wie tippinpoint bereits vor mehreren Wochen erfahren hat, hat die Bank nach einer internen Untersuchung begonnen, gewisse Kunden für Verluste zu entschädigen, die im Zusammenhang mit ihren Investments in sogenannte Range-Target-Derivate entstanden sind. Ein Anwalt sprach von mehreren Klienten, die Entschädigungen erhalten haben.
Heute berichtet die Financial Times (Abo) von insgesamt 100 Kulanzzahlungen, die die UBS an ihre Vermögensverwaltungskunden geleistet haben soll. Die UBS selbst bestätigt diese Zahl nicht. Sie schreibt, wie bereits mehrfach mitgeteilt: «Wir haben die Angelegenheit umfassend geprüft und festgestellt, dass eine sehr kleine Anzahl von Kundinnen und Kunden an wenigen Standorten in der Schweiz im April 2025 unerwartet von der marktbedingten Volatilität im Zusammenhang mit US-Zöllen betroffen war. Wir haben das Thema von Anfang an ernst genommen und jeden einzelnen Kundenfall individuell beurteilt.» Es bleibt im Dunkeln, wie viel die Bank für Ausgleichszahlungen bereitstellt.
Gemäss Recherchen sollen vor allem Kunden mit einem schmaleren Portemonnaie Entschädigungen erhalten haben. Darunter sollen Kunden aus dem Affluent-Segment fallen – mit investierbaren Vermögen ab 250’000 Franken. Für diese sind komplexe Devisenderivate völlig ungeeignet, da sie enorm hohe Nachschusspflichten auslösen können. Genau solche Kick-in-Ereignisse sind nach dem 2. April gehäuft aufgetreten. Hinzu kommt, dass gewisse Kunden auf Anraten ihrer UBS-Berater einen beträchtlichen Anteil ihres Portfolios in diese hochgefährlichen Produkte investiert haben. Sie erhofften sich regelmässige Erträge bei geringem Risiko.
Bei sehr Vermögenden ist die UBS weniger kulant
Weniger kulant soll sich die UBS gegenüber vermögenden und sehr vermögenden Kunden zeigen, heisst es aus Anwaltskreisen. Bei diesen Kunden vertritt die Bank die Haltung, dass ihnen die Risiken der Produkte bewusst gewesen seien. Ob die Bank damit langfristig durchkommt, wird sich weisen.
Range-Target-Forwards sind Derivate, die aus dem Investmentbanking stammen und ursprünglich für grosse Firmenkunden oder institutionelle Investoren entwickelt wurden. Ihr eigentlicher Zweck ist es, Fremdwährungspositionen abzusichern. Für Privatkunden – egal ob gross oder klein – sind sie reine Spekulationsprodukte. Für die UBS lohnt sich der Verkauf dieser Derivate, da sie hohe Gebühren abwerfen. Gemäss einem Spezialisten nimmt die Bank mindestens so viel ein, wie der Kunde maximal gewinnen kann. Bei der UBS wurden die Produkte gezielt gepusht. Viel Spielraum haben die Kundenberater an der Front nicht. «You need to do this», lautete der Befehl von oben.
Gemäss dem Genfer Anwalt Nicolas Ollivier sind die «Risiken vollkommen asymmetrisch verteilt», wie er im Mai gegenüber tippinpoint sagte. Er und seine Kollegen von der Kanzlei Lalive in Zürich vertreten Kunden, die mit hochriskanten Währungsderivaten Geld verloren haben. Er sagt, kein professioneller Investor würde ein solches Produkt kaufen.