Die UBS braucht mehr Schweizer Wirtschaftsvertreter im Verwaltungsrat. Vor zwei Wochen plädierten wir an dieser Stelle für mehr Mitglieder mit Schweizbezug im obersten Führungsgremium der Grossbank. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger (Abo) sagt Bankenprofessor Alfred Mettler auf die Frage, ob er mehr Schweizer im Verwaltungsrat begrüssen würde: «Unbedingt» – die Bank brauche mehr Schweizer Vertreter vom Schlage eines Peter Spuhler im Spitzengremium.
Er plädiert für eine «Switzerland First»-Doktrin bei der grössten Bank des Landes. Dies erreiche man mit einer entsprechenden Zusammensetzung des Verwaltungsrats sowie durch eine schweizerische Besetzung des Konzernchefs oder des Verwaltungsratspräsidenten.
Chairman Colm Kelleher sagte kürzlich zur Frage nach der Nationalität von CEO und Präsident: Es sei «absolut unerlässlich, eine Kombination aus Schweizern und Nicht-Schweizern im Vorsitz und als CEO zu haben», um dem internationalen Charakter des Geschäfts gerecht zu werden.
Politik und Regulator sitzen in Bern
Doch der Verwaltungsrat wurde in den letzten Jahren immer stärker ausländisch dominiert. Unter Colm Kelleher und seinem Vorgänger Axel Weber nahm die Zahl der Schweizer Verwaltungsratsmitglieder kontinuierlich ab. Bis zur Finanzkrise besassen neun von zwölf Mitgliedern einen Schweizer Pass – heute ist das Verhältnis umgekehrt.
Es braucht wieder ein ausgewogeneres Verhältnis. Die UBS mag zwar eine internationale Grossbank sein, doch nach wie vor erwirtschaftet sie im Heimmarkt die besten Renditen – und vor allem: Hier sitzen der Hauptregulator und die Politik, die die Eigenkapitalregeln schreibt und die Grossbank im Krisenfall auch retten wird – egal wie gut oder schlecht die Too-Big-to-Fail-Regeln sind.
Kompromiss bei den Auslandstöchtern
Alfred Mettler ist überzeugt, dass «keine global systemrelevante Bank fallen gelassen wird, zu keiner Zeit und von keiner Regierung». «Wenn wir uns zur UBS bekennen, müssen wir uns bewusst sein: Wenn alles schiefläuft, muss und wird auch sie gerettet werden», sagte er. Die Bankenregulierung sei zwar sinnvoll, wirke aber nur insofern, als sie die «Eintretenswahrscheinlichkeit» reduziere.
Mettler ist – wie die meisten Professoren – für die volle Unterlegung der Beteiligungen an Auslandstöchtern. Das müsse das Ziel sein, meint er. Er schlägt vor, dass der Aufbau über eine Zeitspanne von acht Jahren erfolgen könnte. Ein pragmatischer Kompromiss wäre, dass in Phase 1 nach vier Jahren 80 Prozent erreicht werden müssen. Dann könnte die Politik nochmals entscheiden, ob die Phase 2 mit voller Unterlegung in den darauffolgenden vier Jahren ebenfalls erfüllt werden soll.
Ein solcher Kompromiss käme dem Gesetzgeber entgegen, weil der Kapitalaufbau nicht nach hinten verschoben werden könnte und nach vier Jahren die 80 Prozent auf der sicheren Seite wären. Gleichzeitig würde man der UBS Flexibilität signalisieren – das Umfeld ändert sich bekanntlich rasch.

