Aus der UBS ist es schrill und laut zu hören: Die vorgeschlagenen Verschärfungen der Eigenkapitalregeln seien extrem und unverhältnismässig. Das hat die Bank und ihre Topmanager mehrfach betont – zuletzt am 6. Juni, als der Bundesrat das Massnahmenpaket vorgestellt hatte.
Der Grund ist aus Sicht der UBS klar: Eigenkapital kostet, das drückt auf den Gewinn – und das wiederum auf den Aktienkurs. Deshalb würden auch die Aktionäre Druck gegen die Verschärfung machen, heisst es, wenn man mit UBS-nahen Quellen spricht.
Doch offenbar sehen das längst nicht alle Aktionäre so. Zum Beispiel der weltgrösste Asset Manager: Blackrock meldete am 30. November 2023 einen Anteil von 5,01 Prozent an der UBS Group AG. Damit war der Asset Manager zum damaligen Zeitpunkt grösster Aktionär der Grossbank – vor dem norwegischen Staatsfonds Norges Bank, der im Januar 2025 einen Anteil von 4,90 Prozent meldete.
Hildebrand sieht das USA-Geschäft kritisch
Stimmt das Narrativ, das man aus dem Umfeld der UBS hört, dann müsste Blackrock die neuen Kapitalvorschriften eigentlich sehr kritisch sehen. Doch das ist nicht der Fall, wenn man die Verlautbarungen von Philipp Hildebrand vernimmt. Vor einer Woche sagte er in einem Interview mit der NZZ, dass die Diskussion um die Schweizer Grossbank der Sache nicht gerecht werde. Es gehe nicht darum, ob die neuen Anforderungen «gut» oder «schlecht» sind.
«Es geht um die dynamische Anpassung eines global tätigen Unternehmens an veränderte Rahmenbedingungen. Die UBS hat Spielraum: Sie kann die Investmentbank verschlanken, das US-Geschäft neu strukturieren oder internationale Beteiligungen umorganisieren. Was hierzulande seltsamerweise nie zur Sprache kommt: Mehr als die Hälfte des für die Tochtergesellschaften aufgewendeten Kapitals ist in den USA gebunden – das ist ein strategischer Hebel», sagte er.
Hildebrand sieht das Engagement der UBS in den USA kritisch. Die USA seien ein grosser, aber auch anspruchsvoller Markt. «Die UBS hat dort über die Jahre nie wirklich eine führende Rolle eingenommen. Es ist legitim, sich zu fragen, ob sich der Aufwand lohnt. Vielleicht wäre eine fokussiertere Strategie zielführender.»
Laut dem früheren SNB-Präsidenten liegt die Entscheidung beim Unternehmen – aber «sie muss auf harten Fakten beruhen, nicht auf politischen Drohkulissen». Das Ziel müsse ein starkes, resilientes Geschäftsmodell sein, das sowohl international als auch für den Schweizer Finanzplatz tragfähig ist.
Auch das Argument, dass die härteren Vorschriften das Kreditgeschäft im Inland verteuern oder die Bank ins Ausland vertreiben könnten, wischte er vom Tisch: «Ich halte das für eine verkürzte Darstellung. Auch 2008 wurde das behauptet – am Ende hat sich die Kreditvergabe stabilisiert, weil sich Banken flexibel angepasst haben. Entscheidend ist, dass wir die Debatte ehrlich führen. Der Regulator bestimmt die Regeln, nicht das Geschäftsmodell. Und das Unternehmen trägt die Verantwortung, seine Strategie entsprechend auszurichten – professionell und transparent. Diese Kommunikation hat in den letzten Monaten teilweise gefehlt.»
Innerhalb der UBS haben die Aussagen von Hildebrand – und damit eines der grössten Aktionäre – verständlicherweise für Irritationen gesorgt.
Wie sieht es Cevian?
Kritisch hat sich bisher der aktivistische Investor Cevian ausgesprochen. Für Lars Förberg brauche die UBS nicht noch mehr Eigenkapital. «Es wäre sogar kontraproduktiv für die Stabilität der Bank und damit für die Interessen der Schweiz. Denn wenn man zu hohe Bilanzanforderungen hat, erreicht man nicht die Konkurrenzfähigkeit, die wichtig ist, um als Bank nachhaltig profitabel zu sein.» Diese Aussagen machte der Cevian-Chef allerdings vor über einem Jahr. Inzwischen soll er das Thema ein wenig relaxter sehen.
Cevian wie auch viele andere Aktionäre wollen von der UBS nicht ständig Alarmrufe hören. Sie erwarten vor allem einen klaren Plan, wie sich die Grossbank künftig aufstellen will, um die verschärften Regulierungsvorgaben möglichst gut abfedern und in ihr Geschäftsmodell integrieren zu können.