Credit Suisse
Auch im Katastrophenjahr verdienten die CS-Chefs Millionen. Und 2023 soll es noch mehr geben – dank eines neuen Bonusprogramms. Die Begründung lässt sich nur schwer nachvollziehen. Ein Kommentar.
14. März 2023 • Beat Schmid

Der Aktienkurs liegt am Boden. Kunden zogen 123 Milliarden Franken ab. Der Spin-off der Investmentbank ist intransparent. Langjährige Aktionäre haben die Flucht ergriffen. Die Credit Suisse befindet sich im Jahr eins der Präsidentschaft von Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner in einem pitoyablen Zustand.

Als schon fast hoffnungslos bezeichnete die “Finanz & Wirtschaft” die Lage der Bank kürzlich. Als Gerüchte über einen Verkauf der Bank aufkamen, winkte die Bankenspezialistin in einem scharfen Kommentar ab: Nein, die CS sei keine Übernahmekandidatin – leider. Die Chefs der Schweizer Grossbank hätten einen “Giftcocktail” gemischt, den niemand mehr schlucken wolle.

Die Chefs – gemeint sind CEO Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann – erhalten fürs laufende Jahr trotz der Misere Millionensaläre zugesprochen. Ulrich Körner hat bereits im Vorfeld bekannt gegeben, dass er und alle anderen Mitglieder der Geschäftsleitung keinen Bonus für 2022 erhalten werden. Es bleibt der Grundlohn, der bei Körner bei 2,29 Millionen Franken exklusive Sozialleistungen liegt. Insgesamt sind es 2,5 Millionen Franken.

Zeit der zweistelligen Millionensaläre dürfte vorbei sein

Axel Lehmann erhält 3,2 Millionen Franken inklusive Sozialleistungen für 2022. Er verzichtet auf die Vorsitzpauschale von 1,5 Millionen Franken, wie es heisst. Trotzdem, dass Lehmann über drei Millionen Franken bekommt fürs letzte Jahr, ist angesichts der Probleme der Bank nicht vermittelbar. Erklärungsbedürftig ist auch, dass der Präsident ein höheres Salär bezieht als der CEO. Gab es das jemals?

Derweil wurde der Bonuspool für die gesamte Belegschaft, wie schon im Vorfeld kolportiert, von 2 auf 1 Milliarde Franken halbiert.

Die Löhne der Spitzenmanager der Bank sind in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen. 2020 verdiente Thomas Gottstein noch 8,5 Millionen Franken. 2021 waren es 3,75 Millionen Franken. Tidjane Thiam bezog in den Jahren 2018 und 2019 10,7 und 12,7 Millionen Franken. Es ist fraglich, ob ein CS-Chef jemals wieder ein zweistelliges Millionensalär erhalten wird. Zumindest mittelfristig wird das nicht mehr möglich sein.

Transformation Award für die Geschäftsleitung

Doch bereits in diesem Jahr soll es wieder mehr geben. Wie die Bank heute bekannt gab, wird sie den Aktionären an der Generalversammlung im April ein neues Bonusprogramm vorlegen. Der sogenannte Transformation Award läuft von Anfang 2023 bis Ende 2025. Je nach Zielerreichung erhält das CS-Topmanagement zwischen 30 und 70 Millionen Dollar extra ausbezahlt. Bei der 11-köpfigen Geschäftsleitung macht das im besten Fall durchschnittlich 6,3 Millionen Franken.

Ziel dieser Vergütung ist es, die “Motivation, die Bindung und die Verantwortung” der Geschäftsleitung in den nächsten drei Jahren durch hohe Leistungsbedingungen zu “optimieren”, um die Angleichung der Vergütung an die Leistung sicherzustellen, heisst es in einer Mitteilung.

Die Begründung klingt wie ein Scherz. Es geht hier wohlgemerkt nicht um eine finanzielle Motivationspritze für subalterne Manager – es sollen Konzernleitungs-Mitglieder motiviert werden.

Dass die Bank glaubt, Motivation, Bindung und Verantwortung ihrer höchsten Manager durch Geld optimieren zu müssen, macht irgendwie sprachlos. Die Aktionäre sollten diesen Award ablehnen.

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