Der letzte CS-Präsident
Der letzte Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse widmet sich wieder vermehrt seiner Lehrtätigkeit. Neuerdings am IMD in Lausanne. An seiner Alma Mater hingegen wird er Ende Jahr kürzertreten.
13. September 2024 • Beat Schmid

Axel Lehmann, der letzte Präsident der Credit Suisse, ist eine tragische Figur. Er glaubte bis zuletzt, die Bank retten zu können, und soll Staatshilfe abgelehnt haben. Seine halsstarrige Haltung soll ihm in Bern den wenig schmeichelhaften Spitznamen «Brian der Finanzindustrie» eingebracht haben.

Mit der rechtlichen Fusion der Mutterhäuser von UBS und Credit Suisse im Juni 2023 steht Lehmann ohne lukratives Mandat da. Dafür ist der 65-jährige Versicherungsfachmann wieder als Dozent aktiv.

Auf der Website der Lausanner Kaderschmiede IMD ist Lehmann als «Executives in Residence» aufgeführt. In der Beschreibung heisst es, Lehmann sei eine Führungspersönlichkeit mit mehr als 25 Jahren Erfahrung auf Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsebene in weltweit führenden Bank- und Versicherungsunternehmen.

«Er hat seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, in einer diversen, multikulturellen und multidisziplinären Organisation zu arbeiten und verfügt über ausgeprägte Fähigkeiten in den Bereichen Strategie, Betriebsführung, Risikomanagement, Krisenmanagement und Führungsaufsicht», heisst es da.

Zu seiner Rolle am IMD äussert sich der Manager nicht, eine Anfrage lässt er unbeantwortet. Die Medienstelle der Eliteschule schreibt in einer Stellungnahme: «IMD als Business-Schule ist aus der Business-Welt in der Schweiz entstanden. Die Verbindung zum realen Leben in der Wirtschaft war und ist IMD immer ein zentrales Anliegen. Dazu gehört, dass erfahrene Manager im Programm ‘Executives in Residence’ einen Teil ihrer Zeit widmen, ihre Learnings mit Lehrenden und Lernenden an IMD zu teilen. Dieses Programm ist pro bono. Axel P. Lehmann gehört zum Kreis von über 30 Executives in Residence.»

Für die Weitergabe seines Wissens und seiner Erfahrungen wird er also nicht bezahlt. Auch der zweiten Kaderschmiede der Schweiz, seiner Alma Mater, der Universität St. Gallen, bleibt Lehmann verbunden. Dort hat er doktoriert und habilitiert. Am Institut für Versicherungswirtschaft ist Lehmann Präsident des geschäftsleitenden Ausschusses.

Dieses Amt übt er laut seinem Linkedin-Profil seit 17 Jahren aus. Allerdings nicht mehr lange. «Axel Lehmann ist bis Ende 2024 Präsident des geschäftsleitenden Ausschusses und geniesst mein uneingeschränktes Vertrauen für dieses Amt», teilt Hato Schmeiser, Professor und geschäftsführender Direktor des Instituts, auf Anfrage mit. Offen ist, ob er Titularprofessor für Betriebswirtschaftslehre an der Uni bleibt.

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