FCZ-Sponsor Nokera
Der Zürcher Investor steht mit seiner riesigen Wohnbaufabrik unter Druck. Nun hat er begonnen, grosse Immobilienareale in der Schweiz zu verkaufen. Dabei soll er den Käufern beim Preis «sehr entgegenkommen».
17. Februar 2025 • Beat Schmid

Als Heliane und Ancillo Canepa vor drei Jahren den neuen Hauptsponsor des FCZ vorstellten, war die Euphorie gross. Die Besitzer des Fussballkubs sprachen damals vom «weltweit innovativsten Bauindustrieunternehmen unserer Zeit». Das Unternehmen aus Rüschlikon betreibt in Ostdeutschland eine riesige Fabrik für industriell gefertigte Wohneinheiten. Das hochgesteckte Ziel: Bis zu 30'000 Wohneinheiten sollen jährlich die Produktionshallen verlassen. Doch die «Schweizer Gigafactory» ist bei weitem nicht ausgelastet und verschlingt hohe Summen.

Deshalb muss sich der FCZ wohl nach einem neuen Sponsor umsehen. Ancillo Canepa bestätigt auf Anfrage, dass der Sponsoringvertrag zum Ende dieser Saison ausläuft. «Über eine Verlängerung wurde bislang nicht verhandelt», sagt er. Der Sprecher von Nokera in Frankfurt bestätigt: «Die Entscheidung über eine mögliche Verlängerung des Sponsorings ist noch nicht gefallen. Wir werden zu gegebener Zeit darüber informieren.»

Nokera gehört Norbert Ketterer, einem der schillerndsten und umstrittensten Immobilieninvestoren im deutschsprachigen Raum. Insgesamt soll Ketterer rund 500 Millionen Euro in das Werk im Bundesland Sachsen-Anhalt investiert haben.

Sein Aufstieg begann mit sogenannten Mezzanine-Finanzierungen, die Projektentwicklern den Zugang zu Finanzmitteln ermöglichen, ohne dass sie Eigenkapital vorstrecken müssen. Seinen grössten Coup landete Ketterer, als er die Helvetic Financial Services für 620 Millionen Euro in den deutschen Immobilienkonzern Corestate Capital Group einbrachte.

Dieser Deal machte ihn reich. In der Schweiz beteiligte er sich an Züblin und wurde zu einem bedeutenden Einzelinvestor bei Implenia. Privat liess er sich mit seiner Familie in einer grosszügigen, gut abgeschirmten Villa in Rüschlikon nieder. Zur Verwaltung seiner zahlreichen Beteiligungen gründete er ein Family Office.

In der Folge erwarb Ketterer über sein Sayano Family Office zahlreiche Areale in der Schweiz, die er in verschiedenen Immobilien-AGs organisiert. Laut Handelsregister kontrolliert er unter anderem die Areal Steinhausen Zug AG, die Areal Hitzkirch Zug AG, die Areal Sursee Zug AG und die Areal Herzogenbuchsee Zug AG. Insgesamt bestimmt er über 17 Schweizer Gesellschaften.

Arealverkäufe in der Schweiz

Hohe Zinsen zwingen zu steigenden Finanzierungskosten, sinkenden Bewertungen und ausbleibenden Aufträgen. Besonders stark ist der Markt in Deutschland eingebrochen. Ab 2023 begann der Ausverkauf von Ketterers Beteiligungen. Sein Anteil an Implenia fiel unter die Meldeschwelle. Im Juni 2024 wurde bekannt, dass der Financier seinen 12-Prozent-Anteil am Implenia-Spin-off Ina Invest verkauft hatte.

Wie Recherchen zeigen, stehen heute mindestens zwei Ketterer-Areale in der Schweiz zum Verkauf. So auch das sogenannte Crypto-Areal in Steinhausen ZG. Dort sollte ein «lebendiges und attraktives Quartier» mit 200 Wohnungen entstehen. Trotz akuter Wohnungsnot ist auf dem 31'000 Quadratmeter grossen Grundstück allerdings bis heute nichts geschehen. Im Herbst berichteten die Zuger Lokalmedien, Ketterer suche einen Käufer für das Areal.

Mitten in der Stadt Zug kontrolliert Ketterer über die Park Lane Zug AG ein weiteres Grundstück. Dort ist er bereits einen Schritt weiter. Das Zuger Stadtparlament hat Ende Januar beschlossen, das Areal für 65 Millionen Franken zu kaufen. Laut dem Vorsteher des Zuger Finanzdepartements ist Ketterers Firma der Stadt beim Preis mit einem Rabatt von 20 Prozent «sehr entgegengekommen».

Rückzug bei Nokera?

Auch bei Nokera, der Gigafactory in Ostdeutschland, könnte sich Ketterer zurückziehen. Das berichtete kürzlich das «Manager Magazin». Das schillernde Image des Investors stehe vielen Projekten im Weg. Es habe immer wieder Gespräche mit deutschen und internationalen Projektentwicklern und Immobilienfonds gegeben, die gezielt in Neubauprojekte investieren wollten. Viele seien inzwischen abgesprungen – zum Teil mit Verweis auf Ketterer.

Ketterer habe einem Neustart zugestimmt, da er bei Nokera nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werde. Die Führung des Unternehmens liegt bereits in anderen Händen. Bei einer der nächsten Verwaltungsratssitzungen könnte Ketterer auch den Vorsitz abgeben. Seit einigen Monaten laufen Gespräche, dass er die Aktienmehrheit abgibt, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Welche Anteile Ketterer noch an Nokera hält, ist nicht bekannt.

Wie akut die Probleme sind, lässt sich von aussen kaum beurteilen. Ketterer legt keine Geschäftszahlen offen, die Einblick in sein Firmengeflecht geben könnten. Eine telefonische Anfrage liess der Investor unbeantwortet. Über eine Anwaltskanzlei lässt er ausrichten, es treffe nicht zu, dass die Anteile der Familie an Nokera «aktuell reduziert» würden. Im Handelsregister wird Ketterer weiterhin als Verwaltungsratspräsident der Nokera aufgeführt.

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