«Man müsse schon eine gewisse masochistische Persönlichkeit besitzen, um als Finanzmarktregulator tätig zu sein», meinte Walter auf dem Podium der Bankiervereinigung am Dienstag im Berner Casino, wo der Bankiertag sinnigerweise stattfand. «Wenn wir eine Krise verhindern, merkt es niemand. Wenn etwas schiefgeht, weiss es jeder.»
Er betonte, wie wichtig der Austausch mit der Industrie sei: «Es ist entscheidend, dass man einander zuhört und voneinander lernt. Ich habe heute viele unterschiedliche Positionen gehört.» Zuvor hatte Marcel Rohner, Präsident der Bankiervereinigung, für eine «pragmatische Regulierung» plädiert. Er warnte, dass der Finanzplatz bei konsequenter Umsetzung der geplanten Regeln an Bedeutung verlieren könnte. Er sprach von einer «gewollten Schrumpfung eines tragenden Pfeilers unserer Wirtschaft». Die geplanten Regeln für die UBS nannte er in der Wirkung «exorbitant» und «völlig übertrieben».
Walter zeigte sich unbeirrt: «Die Schweiz ist eine offene Volkswirtschaft mit einem sehr grossen Finanzsystem. Vertrauen und Resilienz sind zentral für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Jetzt müssen wir die Grundlagen für beides sichern.»
Schweiz nicht überreguliert
Er warnte die Bankenvertreter davor, einzelne Elemente der Reform herauszupicken und dadurch das Gesamtprojekt aus dem «Fenster zu schmeissen». Damit stellte er sich gegen Rohner, der zuvor kritisiert hatte, die Finma wolle Enforcement-Verfahren öffentlich machen, bevor sie abgeschlossen seien. Walter widersprach: «Es geht darum, dass die Norm die Veröffentlichung ist – mit klaren Ausnahmen, wenn es nicht angezeigt ist.»
Alles in allem hält Walter die geplanten Vorschriften nicht für übertrieben: «Ich würde sogar die Aussage wagen: Wenn dieses Paket in etwa so umgesetzt wird wie vorgesehen und wenn in der EU und den USA gleichzeitig dereguliert wird, sind die Schweizer Banken weiterhin nicht überreguliert.»
Besonders umstritten ist die geplante volle Eigenkapitalunterlegung der ausländischen Tochtergesellschaften im Stammhaus der UBS. Dafür gebe es international keinen Standard, kritisierte Roman Studer, der Geschäftsführer der Bankiervereinigung, auf dem Podium: «Andere Finanzplätze kennen keine solche Regel. Da haben wir nicht ein Best-of, sondern ein Worst-of – man kombiniert die strengsten Vorschriften aus aller Welt zur Schweizer Lösung.» Mit einer solchen Regulierung «schiesst sich die Schweiz ins Knie».
Extremere Varianten nicht vorgeschlagen
Walter verteidigte die Massnahme: Man gehe damit gezielt die Fremdfinanzierung und den Double Leverage der Tochtergesellschaften an. Extremere Varianten – etwa eine massive Erhöhung der Eigenkapitalquote oder die Einführung eines Trennbankensystems – seien nicht vorgeschlagen worden.
Zum geforderten sogenannten Level Playing Field vertrat Walter die Haltung, dass dabei die Verhältnisse der Schweiz berücksichtigt werden müssten: «Die Situation in der Schweiz ist, dass ein einzelnes Institut ein Klumpenrisiko für das ganze Land darstellt.» Das sei im Ausland nicht der Fall, weder in der EU, den USA, im UK, in Australien noch in Kanada. «Man kann über die richtige Intensität der Regulierung diskutieren – aber nicht darüber, ob wir dieselben Massstäbe anwenden wie andere Finanzmärkte.»