Es geht nicht mehr ohne Staat
Die SNB wird “im Bedarfsfall” der krisengeschüttelten Bank Liquidität zur Verfügung stellen. Das gaben Finma und SNB in einer gemeinsamen Stellungnahme am Mittwochabend bekannt. Wird das reichen, damit sich die Lage beruhigt?
15. März 2023 • Beat Schmid

Am Schluss ging es nicht mehr ohne Eingreifen des Staates. Das Vertrauen in die Credit Suisse hat in den letzten Tagen und Stunden derart massiv Schaden genommen, dass Finma und Nationalbank einschreiten mussten. “Die SNB wird im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen”, schreiben sie in einer denkwürdigen gemeinsamen Stellungnahme.

Die Finma und die SNB weisen in der Mitteilung darauf hin, “dass aufgrund der aktuellen Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute bestehen”. Doch der “Börsenwert und der Wert von Schuldtiteln der Credit Suisse waren die letzten Tage besonders stark von Marktreaktionen betroffen.”

Die Credit Suisse erfülle die für systemrelevante Banken besonderen Anforderungen an Kapital und Liquidität, heisst es weiter. Ob diese Massnahme ausreichen wird, um die Märkte und die Kunden zu beruhigen, wird man in den nächsten Tagen sehen.

Nach den Geldabzügen, dem massiv gefallenen Aktienkurs und den hochschiessenden Absicherungsprämien haben zudem grosse Banken wie die BNP Paribas begonnen, die Credit Suisse in gewissen Derivategeschäften nicht mehr als Gegenpartei zu akzeptieren.

Dass mit der heutigen Massnahme die Probleme nicht einfach gelöst sind, dürfte auch den beiden Regulatoren klar sein. “Die Finma und die SNB verfolgen die Entwicklungen sehr genau und stehen in diesem Kontext mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement zwecks Sicherung der Finanzstabilität im engen Kontakt”, lautet der letzte Satz im Communiqué.

Die Credit Suisse zeigte sich in einem Tweet erfreut über die koordinierte Hilfe von Finma und SNB:

Eingriff kündigte sich im Verlauf des Nachmittags an

Der historische Eingriff kündigte sich im Verlauf des Nachmittags an. Die FT machte bekannt, dass die CS die Nationalbank um öffentliche Unterstützung gebeten haben soll. Die Aktien der Grossbank sind im Verlauf des Tages um bis zu 30 Prozent eingebrochen. Der Kurssturz hat einen Ausverkauf von europäischen und US-amerikanischen Bankaktien ausgelöst. Die CS-Aktien tauchten am Mittwoch um 24 Prozent und schlossen bei 1.70 Franken.

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