Neue Krypto-Weltwährung
Der Worldcoin verspricht ein globales Grundeinkommen - doch das Herzstück des Projekts von OpenAI-Chef Sam Altman ist ein universeller digitaler Reisepass. Prominente Kritiker warnen vor einer weltumspannenden Iris-Datenbank.
4. August 2023 • Werner Grundlehner

Und wieder soll es eine Weltwährung sein. Nach Libra von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und anderen gescheiterten Projekten soll diesmal der Worldcoin die Welt erobern. Kernstück des von OpenAI-CEO Sam Altman ins Leben gerufenen Projekts ist die World-ID. Das Unternehmen bezeichnet sie als «digitalen Reisepass», der beweisen soll, dass sein Inhaber ein echter Mensch und kein KI-Bot ist.

Um eine World-ID zu erhalten, muss die Person einen Iris-Scan mit einem offiziellen «Orb» von Worldcoin durchführen. Der Orb ist eine silberne Kugel in der Grösse einer Bowlingkugel. Sobald der Iris-Scan bestätigt, dass die Person echt ist, wird eine World-ID erstellt.

In der Beta-Phase haben sich bereits mehr als 2 Millionen Menschen eine World-ID erstellen lassen. Das liegt vor allem am Anreizsystem. Denn Worldcoin ist auch ein Grundeinkommen. Nutzer, die sich in bestimmten Ländern registrieren, erhalten von Worldcoin den Token WLD. Jede Woche wird ein Token gutgeschrieben.

Zum Start der digitalen Währung in dieser Woche gab es einen einmaligen Bonus von 25 Token. Die Kryptowährung startete mit einem Wert von 3,30 Dollar in den Handel, verlor aber innerhalb weniger Tage bereits ein Drittel ihres Wertes.

Worldcoin-Projekt in der Kritik

Das Worldcoin-Projekt stösst auf breite Kritik. Für die einen ist das Grundeinkommen nichts als Ablasshandel. Prominente aus dem Silicon Valley beruhigten damit ihr schlechtes Gewissen, weil die Digitalisierung viele Arbeitsplätze gekostet hat und noch kosten wird.

Andere, wie Edward Snowden, warnen vor einer globalen Iris-Datei in privater Hand. In China, wo Worldcoin verboten ist, tauchten im Internet Angebote von Nutzern aus Afrika auf, die ihre Word-ID nach China verkaufen wollten.

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