Direktorium der SNB
Die Regierung hat noch nicht über eine mögliche Nachfolge für den vakanten Sitz im dreiköpfigen Direktorium der Nationalbank diskutiert. Wo klemmt es?
17. August 2023 • Beat Schmid

Die Nationalbank tut sich schwer, sehr schwer mit der Nachfolge von Andéa Maechler. Seit März ist offiziell bekannt, dass die Ökonomin das Spitzengremium der Nationalbank verlassen wird. Seit Ende Juni ist sie weg. Sie übernimmt eine Topposition bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Ihr Abgang ist ein Verlust für die SNB.

Wer geglaubt hatte, der Bundesrat habe sich im Sommer mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten befasst, sieht sich getäuscht. «Das war kein Thema», sagte Chefsprecher André Simonazzi am Mittwoch in Bern nach der ersten Sitzung der Landesregierung nach der sechswöchigen Sommerpause zu einem Bloomberg-Journalisten.

Offiziell läuft die Rekrutierung des SNB-Spitzenpersonals so ab, dass der Bankrat der SNB zuhanden des Bundesrats Kandidatinnen und Kandidaten vorschlägt. Präsidentin des Aufsichtsgremiums der SNB ist die Bündner Mitte-Politikerin Janom Steiner. Der Bundesrat ist jedoch nicht an diese Empfehlungsliste gebunden.

Der Stellvertreter darf mitbestimmen

Zu den Gründen für die Verzögerung äusserte sich Simonazzi nicht. Wenn also die Nachfolge Maechlers im Bundesrat noch kein Thema war, muss davon ausgegangen werden, dass sich der SNB-Bankrat noch nicht auf eine Kandidatenliste einigen konnte.

Maechler war die erste Frau im Direktorium der SNB und vertrat die Westschweiz. Es war klar, dass es nicht einfach sein würde, einen Nachfolger zu finden, der diese beiden Eigenschaften erfüllt.

Je länger das Auswahlverfahren dauert, desto peinlicher wird es für die Notenbank. Es entsteht der Eindruck, dass die Hüterin des Franken nicht in der Lage ist, eine umsichtige Personalplanung zu betreiben. Inzwischen hat das stellvertretende SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Moser, Maechlers Stellvertreter, die Leitung des Departements Geldmarkt und Devisen übernommen.

Moser hätte auch ein Stimmrecht bei der Festlegung der Zinssätze, was bedeutet, dass er bei der geldpolitischen Entscheidung am 21. September ein gewichtiges Wort mitzureden hätte, falls nicht rechtzeitig ein neues Direktoriumsmitglied ernannt wird. Allerdings: Der Einfluss der zwei Direktoriumsmitglieder neben Präsident Thomas Jordan darf nicht überschätzt werden. Jordan soll die Diskussionen in geldpolitischen Fragen klar dominieren.

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