Wer wird Nachfolger von UBS-Konzernchef Sergio Ermotti? Sollte es eine interne Lösung sein, deutet alles auf Rob Karofsky hin, den langjährigen Chef des Investmentbankings, der seit letztem Sommer Co-Leiter der globalen Vermögensverwaltung ist und gleichzeitig das Americas-Geschäft verantwortet.
«Karofsky ist der Einzige, der es kann», sagt eine hochrangige Quelle in der Bank. Er bringt das nötige Wissen und Know-how mit, um die Grossbank zu steuern und auf Kurs zu halten. Dabei zählt vor allem seine Erfahrung im Investmentbanking. Zwar hat die Bank ihre Risiken in der US-lastigen Sparte in den letzten Jahren deutlich reduziert, doch die IB bleibt ein grosser Risikofaktor, der die Gesamtbank jederzeit in massive Probleme stürzen kann.
Bei den letzten beiden Bankenpleiten in der Schweiz gingen die Probleme immer von der Investmentbank aus. Auch in Zukunft wird diese Division anfällig bleiben. Mit risikogewichteten Aktiven in Milliardenhöhe birgt sie ein enormes Verlustpotenzial. Ein vertieftes Verständnis der Prozesse, Risiken und Dynamiken innerhalb der IB ist deshalb essentiell, um die Gesamtbank in der Spur zu halten.
Auch Sergio Ermotti kommt aus dem Investmentbanking. Er arbeitete viele Jahre bei Merrill Lynch, die im Zuge der Finanzkrise von der Bank of America übernommen wurde. Ermotti war insgesamt 17 Jahre bei Merrill Lynch tätig und verantwortete zuletzt den Bereich Global Markets & Investment Banking. Im Jahr 2005 wechselte er von der Wall Street zur Unicredit, wo er zur Nummer zwei aufstieg. Kaum ein Banker ist so breit aufgestellt wie er.
Seine Karriere weist Parallelen zu der von Rob Karowsky auf. Deshalb sticht Karofsky unter allen internen Kandidaten hervor. Weder Beatriz Martin noch Iqbal Khan oder Sabine Keller-Busse haben einen Investmentbanking-Hintergrund wie Karofsky. Einen leichten Vorteil besitzt Beatriz Martin, die als Head Non-core and Legacy für die Abwicklung der CS-Altlasten verantwortlich ist.
Wie die Zahlen zeigen, kommt die Spanierin beim Abbau der Positionen gut voran. Doch eines geht dabei unter: Nicht sie baut die heiklen Positionen ab, sondern hoch spezialisierte Trader – ein Team von Spezialisten, das nicht sie, sondern Sergio Ermotti zusammengestellt haben soll. «Das Team wurde von Sergio handverlesen», sagt eine hochrangige Quelle.
«Killer Karofsky»
Karowsky ist Amerikaner und hat in New York studiert. Grosse Töne waren von ihm während seiner Zeit bei der UBS nie zu hören. 2010 war das anders. Damals arbeitete er für die Deutsche Bank, als es zum bisher einzigen Skandal seiner Karriere kam. Das Boulevardblatt New York Post schrieb in einem Enthüllungsbericht: «Der Co-Head of Equities der Deutschen Bank, Robert Karofsky, hat sich diese Woche beurlauben lassen, nachdem er von einem seiner Untergebenen – der einer seiner engsten Freunde ist – beschuldigt wurde, eine Affäre mit seiner Frau zu haben.»
Unter den Händlern wird Karofsky wegen seines Handelsgeschicks «Killer Karofsky» genannt. Abseits der Börsenhektik wird er jedoch als fairer und ausgeglichener Chef beschrieben, der sich den Respekt seiner Mitarbeiter erworben hat. Er habe eine «magnetische Persönlichkeit», schrieb das New Yorker Revolverblatt über ihn.
Auch Externe kommen in Frage
Wenn also ein interner Kandidat das Rennen macht, dürfte es Rob Karofsky sein. Entgegen anderslautenden Berichten sucht die UBS aber auch nach externen Kandidaten. Meldungen, wonach die Bank ausschliesslich auf eine interne Lösung setze, seien aus der Luft gegriffen, sagt eine Quelle.