Finanzplatz
Christian Sewing, Chef der grössten deutschen Bank, will die Zahl der Berater für mittelgrosse Unternehmen in der Schweiz um ein Viertel erhöhen.
5. September 2023 • Beat Schmid

Noch vor wenigen Jahren stand die Deutsche Bank selbst am Abgrund. Inzwischen hat sie sich gefangen und schreibt wieder ordentliche Gewinne. Der Chef der Deutschen Bank Christian Sewing sagt in einem Interview mit der NZZ (Abo): «Der Turnaround ist geschafft, jetzt müssen wir nachhaltig wachsen», sagt er.

Auch in der Schweiz will Deutschlands grösstes Kreditinstitut expandieren. «Wir investieren langfristig in der Schweiz und wollen dort wachsen, zum Beispiel im Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden. In diesem Segment wollen wir die Zahl unserer Berater um ein Viertel ausbauen», sagte Sewing.

Die Bank beschäftigt in Zürich und Genf mittlerweile 600 Mitarbeitende und hat ihre Erträge im vergangenen Jahr deutlich auf mehr als 300 Millionen Euro gesteigert, sagte der CEO, der seit 2018 an der Spitze der Bank steht. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Bank in der Schweiz ein sehr kleiner Player ist. Zum Vergleich: Die Valiant-Gruppe erwirtschaftete 2022 einen Ertrag von 448 Millionen Franken. Der Ertrag der ZKB betrug 2,7 Milliarden Franken. Die CS Schweiz generierte im Krisenjahr 2022 einen Ertrag von 4 Milliarden Franken.

Kleine Brötchen

Die Deutsche Bank backt in der Schweiz also sehr kleine Brötchen. Mit anderen Worten: Wer glaubt, dass ausländische Banken wie die Deutsche Bank den Platz der Credit Suisse Schweiz im Firmenkundengeschäft einnehmen können, sieht sich getäuscht. Selbst wenn die Deutsche Bank in der Schweiz Vollgas gäbe, würde es viele Jahre dauern, bis sie ein Volumen erreichen würde, mit dem sie der UBS im Firmenkundengeschäft auch nur annähernd Paroli bieten könnte.

Ein Vollgasbanker ist Christian Sewing ohnehin nicht. «Wir müssen ein gutes und nachhaltiges Angebot für die Kunden haben, dann kommt auch das Wachstum», sagte er der NZZ. «Die Schwäche einer Bank gezielt ausnutzen, das mache ich nicht», sagt der Westfale.

Christian Sewing ist seit 29 Jahren bei der Deutschen Bank, wo er mit einer Lehre begann. Im April 2018 trat er die Nachfolge des glücklosen John Cryan an, der zuvor Finanzchef der UBS war.

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