AT1-Cocos der Credit Suisse
Der US-Asset-Manager schliesst sich einer Sammelklage von Anleihegläubigern an, die durch die Annullierung von CS-Kapitalinstrumenten viel Geld verloren haben.
10. Dezember 2024 • Beat Schmid

Der US-Vermögensverwalter AllianceBernstein bereitet eine Klage gegen den Schweizer Staat in der Höhe von 225 Millionen Dollar vor. Grund ist der Entscheid der Finma, AT1-Anleihen der Credit Suisse im Umfang von 16 Milliarden Franken auf null abzuschreiben. Dies war eine Voraussetzung dafür, dass die Übernahme der taumelnden Bank durch die UBS über die Bühne gehen konnte.

AllianceBernstein ist nicht irgendjemand. Der Investmentmanager verwaltet ein Vermögen von rund 800 Milliarden Dollar und ist berühmt für seine Research-Abteilung. Wie die Financial Times (Abo) berichtet, wird sich das Unternehmen im Januar als Kläger anderen Anleihegläubigern anschliessen, die von der US-Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan vertreten werden.

AllianceBernstein wird der erste grosse institutionelle Investor sein, der sich der Klage anschliesst. Dem Vernehmen nach fordert das Unternehmen Schadenersatz in Höhe von 225 Millionen US-Dollar. Damit würden sich die Gesamtforderungen auf 375 Millionen US-Dollar belaufen.

Aus Sicht der Kläger stellt die Annullierung der Anleihen einen rechtswidrigen Eingriff in die Eigentumsrechte der Investoren dar. AT1-Anleihen (AT1 steht für Additional Tier 1) werden herausgegeben, um im Sanierungsfall zusätzliche Kapitalpuffer zu schaffen. In der Dokumentation der AT1-Anleihen ist beschrieben, dass die Papiere im Falle eines sogenannten Viability Events ihren gesamten Wert verlieren können. Die Finma hat stets argumentiert, dass sie eine Abschreibung durchsetzen kann, wenn der Fortbestand einer Bank gefährdet ist.

Risikoreiche Klage

Die Schweizer Regierung, vertreten durch die Anwaltskanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz, beantragte vergangene Woche die Abweisung der Klage von Quinn Emanuel. In den Gerichtsakten argumentierte die Schweiz, dass sie als ausländischer Staat Immunität gegen die Klage geniesse und der Rechtsstreit vor einem Schweizer Gericht verhandelt werden müsse.

Mit AllianceBernstein hat sich erstmals ein hochprofessioneller Vermögensverwalter als Opfer der AT1-Anleihen geoutet. Die Klage wird dem Ruf des Unternehmens sicherlich nicht gut tun. Kunden vertrauen dem Unternehmen ihre Gelder an, weil sie davon ausgehen, dass AllianceBernstein über erstklassige Due-Diligence-Prozesse verfügt, welche die inhärenten Risiken von AT1-Bonds bis ins kleinste Detail durchleuchtet haben.

Zu den Opfern der Anleihen, die oftmals auch als AT1-Cocos bezeichnet werden, gehören vor allem institutionelle Investoren. Prominentes Opfer in der Schweiz ist die Pensionskasse der Migros, die durch die Abschreibung einen Verlust von rund 100 Millionen Franken erlitten hat.

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