Krisenpapiere
Als erster wichtiger Finanzplatz schafft Australien die AT1-Bonds ab. Banken müssen künftig mehr Tier-2-Kapital vorhalten.
9. Dezember 2024 • Beat Schmid

Die australische Aufsichtsbehörde Australian Prudential Regulation Authority (APRA) gab am Montag bekannt, dass sie die AT1-Bonds durch andere Kapitalformen ersetzen will, um Verluste in Krisenzeiten aufzufangen. Dieser Schritt erfolgt nach einem Konsultationsprozess mit den Banken und soll im Januar 2027 in Kraft treten.

«Die meisten Teilnehmer an der Konsultation stimmten darin überein, dass AT1-Anleihen die aufsichtsrechtlichen Ziele der Stabilisierung einer in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Bank oder der Unterstützung ihrer Abwicklung zur Vermeidung eines ungeordneten Zusammenbruchs nicht erfüllen», schreibt die Behörde in einer Mitteilung.

AT1-Anleihen wurden nach der Finanzkrise eingeführt, um zu verhindern, dass die Steuerzahler die Kosten einer Bankenpleite tragen müssen. Anders als in anderen Ländern haben in Australien viele Kleinanleger diese festverzinslichen Wertpapiere gekauft. Durch die Abschreibung der Anleihen kann im Krisenfall zusätzliches Kernkapital geschaffen werden.

Im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS schrieb die Finma AT1-Anleihen im Umfang von 17 Milliarden Dollar vollständig ab. Der Entscheid löste eine Flut von Gerichtsverfahren aus. In Australien sind AT1-Papiere im Umfang von rund 40 Milliarden australischen Dollar ausstehend.

Nach Einschätzung der australischen Aufsichtsbehörde haben AT1-Papiere in einem Abwicklungsszenario keinen Vorteil gegenüber Tier-2-Papieren. Die Abschaffung der AT1-Anleihen werde dazu beitragen, die Kapitalstruktur der australischen Banken zu vereinfachen.

«Wenn AT1-Anleihen durch Kapitalformen ersetzt werden, die in Stresssituationen zuverlässiger sind, werden die australischen Banken noch besser gerüstet sein, um auf eine zukünftige Krise zu reagieren, was den potenziellen Bedarf an Unterstützung durch den Steuerzahler minimieren wird», sagte APRA-Chef John Lonsdale.

Lonsdale geht davon aus, dass die Finanzierungskosten unter der neuen Regelung für die fünf grössten Banken «neutral bis leicht höher» und für alle anderen Banken etwas niedriger sein werden. Die neue Regelung sieht vor, dass international ausgerichtete Banken 1,5 Prozent AT1 durch 1,25 Prozent Tier 2 und 0,25 Prozent CET1 ersetzen.

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