Geldwäscherei-Skandal
Die Monetary Authority of Singapore soll bei der Grossbank eine Inspektion durchführen. Mindestens ein Grosskunde soll Mitglied eines riesigen chinesischen Geldwäscherings gewesen sein.
18. Oktober 2023 • Beat Schmid

Die Tochtergesellschaft der Credit Suisse in Singapur ist ins Visier der Monetary Authority of Singapore (MAS) geraten. Die Behörde soll untersuchen, ob die Bank bei der Überwachung vermögender Kunden korrekt vorgegangen ist. Laut Bloomberg werden Beamte der Aufsichtsbehörde in den kommenden Wochen Mitarbeitende befragen und Dokumente sichten.

Bei einem mutmasslichen Geldwäscherring aus China wurden Vermögenswerte von mehr als zwei Milliarden Dollar beschlagnahmt. Die CS ist eine der Banken, die mit Verdächtigen oder deren Firmen Geschäftsbeziehungen unterhielt. Insgesamt sollen mindestens zehn nationale und internationale Banken in den Skandal verwickelt sein.

Eine zentrale Figur im Skandal ist Vang Shuiming, ein Chinese mit türkischem Pass. Er soll auf einem CS-Konto Gelder in Höhe von 92 Millionen Dollar deponiert haben, die inzwischen blockiert sind. Es soll sich dabei um die höchste Einzelsumme handeln, die bisher in dem Finanzskandal aufgetaucht ist.

Illegalem Glücksspiele, Luxusimmobilien, teure Autos

Shuiming war Mitte August 2023 bei einer Razzia in dem asiatischen Stadtstaat zusammen mit neun weiteren Personen festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Gelder aus illegalem Glücksspiel und anderen kriminellen Aktivitäten verwendet und gewaschen zu haben. Die Gelder flossen vor allem in Luxusimmobilien, teure Autos und Kryptowährungen. Es handelt sich um den grössten Skandal dieser Art in der Geschichte Singapurs.

Laut Ermittlungsakten der Polizei hatte Vang auch Konten bei anderen Banken, darunter bei Julius Bär, wo er 33 Millionen Singapur-Dollar angelegt hatte, sowie bei der United Overseas Bank und der lokalen Filiale der RHB Bank. Vang wird auch beschuldigt, in betrügerischer Absicht ein Bankdokument der Citibank gefälscht zu haben.

Weder die Bank noch die MAS wollten sich gegenüber der Nachrichtenagentur zu den Überprüfungen vor Ort äussern. Unklar ist, ob es auch bei anderen Banken zu Inspektionen durch Finanzbeamte der MAS kommen wird. Dabei wollen die Behörden herausfinden, ob bei der Aufnahme von Kunden oder der Überprüfung von Transaktionen möglicherweise interne Regeln verletzt wurden.

Für die Credit Suisse ist die Verwicklung in den Skandal ein Problem, das quasi posthum entstanden ist. Die Verantwortung für den Fall liegt inzwischen bei der UBS, die die CS diesen Frühling übernommen hat. Bereits 2017 hatte die MAS die Credit Suisse wegen ihrer Rolle in der 1MDB-Saga, Malaysias grösstem Finanzskandal, einer ähnlichen Prüfung unterzogen.

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